Chronische Bauchschmerzen, Aufgeblähtsein und Blähungen, Verstopfung und/oder Durchfälle. Wenn Ihnen das alles bekannt vorkommt und Sie im Zuge dessen bereits viele schulmedizinische Untersuchungen und Test über sich haben ergehen lassen müssen, ohne jedoch eine klare Diagnose heißt es oft: Reizdarm Syndrom.
Viele Patienten hoffen mit jedem weiteren Test, dass endlich eine klare Ursache gefunden wird, damit auch die dementsprechend passende Therapie beginnen kann. Denn viele Patienten haben eine wahre Odyssee hinter sich und stehen doch meist am Ende mit leeren Händen da, da häufig keine ursächliche Problematik gefunden wird. Im Kontext der Diagnose Reizdarm werden mitunter häufig auch psychische Probleme vermutet, die aber nicht bei jedem Betroffenen eine Rolle spielen müssen und daher mitunter auch das Gefühl erzeugen können mit seinen Symptomen nicht erstgenommen zu werden.
Besteht eine Reizdarmsymptomatik, ist es sinnvoll, einen SIBO Atemgastest durchzuführen. SIBO steht als Abkürzung für Small Intestinal Bacterial Overgrowth und meint die bakterielle Überwucherung des Dünndarms. Der Dünndarm kann im Hinblick auf die Bakterienbesiedelung im Vergleich zum Dickdarm beinahe als steril bezeichnet werden. Nun können aber diverse Umstände dazu führen, dass sich hier Bakterien ansiedeln, die durch ihre Stoffwechselprozesse diverse Verdauungsbeschwerden auslösen, da sie schlichtweg am falschen Ort ihrer Arbeit nachgehen.
Tatsächlich sind diese Beschwerden durch SIBO jenen bei Reizdarm sehr ähnlich und werden darüber hinaus leider als wäre oft übersehen wird. Studien gehen mittlerweile davon aus, dass hinter einem diagnostizierten Reizdarm in bis zu 80% der Fälle eigentlich eine Dünndarmfehlbesiedelung steckt und damit eine falsche Diagnose gestellt wurde.
Zur Diagnose nutzt man eine Atemgasananlyse, bei der zunächst ein bestimmtes Testsubstrat getrunken wird und danach in gewissen Zeitabständen Atemproben genommen werden, die anzeigen, ob und wo in etwa Bakterien auf ihrem Weg durch den Darm aktiv werden. Daraus lässt sich schließen, an welcher Stelle die Verstoffwechselung stattfindet und ob daher eine Fehlbesiedelung vorliegt.
Falls der Test positiv ausfällt ist es nun aber leider nicht einfach damit getan, sich ein Antibiotikum verschreiben zu lassen. Denn an der Ursache ändert es nichts, sodass die Beschwerden nach einer kurzen Zeit der Besserung meist wiederkommen. Wesentlich sinnvoller ist die Gabe von Probiotika. Doch auch hier gibt es viele Fallstricke, die eine SIBO sogar verschlimmern können, indem man den falsch angesiedelten Bakterien noch zusätzliches Futter liefert. Auch der Blick auf die Ernährung ist extrem wichtig. Denn wer unter einer bakteriellen Überwucherung des Dünndarms leidet, ist nicht nur von der Zufuhr wichtiger Nährstoffe abgeschnitten sondern auch die Aufnahme insbesondere der fettlöslichen Vitamine kann stark eingeschränkt sein sowie die Versorgung mit B12 das verstärkt verbraucht wird.
Neben dem korrekten Einsatz eines passenden Probiotikums ist es auch wichtig sich kohlenhydratreduziert zu ernähren. Tatsächlich geht es vielen SIBO-Patienten mit einer kohlenhydratarmen Diät oft deutlich besser. Grund ist, dass die fälschlicherweise im Dünndarm angesiedelten Bakterien diese besonders gern verstoffwechseln, was dann zu den genannten SIBO Symptomen führt.
Besonders Zucker und auch Getreideprodukte sollten strikt gemieden werden und generell auch nach der Therapie möglichst wenig gegessen werden. Grund ist, dass diese schnellen Zucker zusammen mit dem eingenommenen Probiotikum zu einer vorschnellen Verstoffwechselung im Dünndarm führt, was dann z.B. Durchfälle durch übermäßige Gas- und Wasserbildung nach sich zieht.
Außerdem sollten wichtige Mikronährstoffe, Vitamine, Spurenelemente und Aminosäuren aufgefüllt werden, mitunter auch per Infusion. Davon profitiert der Körper insgesamt, aber insbesondere die Darmschleimhaut, um fit und widerstandsfähig zu werden bzw. zu bleiben.
Zugleich muss weiter der Grundursache nachgegangen werden. Und da die Verdauung bereits im Mund beginnt, ist es wichtig, sich jeden Teilabschnitt genau anzusehen. Dies kann unzureichendes Kauen sein, ein Zuviel oder Zuwenig an Magensäure, fehlende oder zu schwache Enzyme der Bauchspeicheldrüse, Probleme im Gallensäurestoffwechsel oder auch anatomische Gründe wie z. B. Dünndarmaussackungen (Divertikulose), Fisteln, Engstellen oder Operationen am Darm. Ursächlich kann auch eine gestörte Darmmotilität sein, die sich z.B. durch Diabetes mellitus, die Einnahme von bestimmten Medikamenten, Sklerodermie (eine Autoimmunkrankheit) oder Amyloidose (ein krankhafter Proteinablagerungsprozess) entwickeln kann. Auch allgemeine Risikofaktoren können zu einer höheren Erkrankungswahrscheinlichkeit führen. Dazu zählen zum Beispiel Übergewicht, hohes Lebensalter, Zöliakie, rheumatoide Arthritis, Immunschwäche oder auch das Reizdarmsyndrom.
Letztlich kann es sogar durch eine einmalige Antibiotikatherapie zu einer SIBO kommen.
Wie also an die SIBO therapeutisch herangegangen werden muss unterscheidet sich von Patient zu Patient. Bei diesem Beschwerdebild gibt es leider auch keine Sofortlösungen, sondern man muss sich auf einen mitunter langwierigeren Weg einstellen, um das Mikrobiom wieder neu zu „sortieren“ und richtig und stabil aufzustellen. Denn ob wir krank oder gesund sind, entscheidet sich anhand der spezifischen Zusammensetzung unserer Darmflora.
Ich unterstütze Sie gerne diese nützlichen Helferlein nach Kräften zu fördern und damit eine ganzheitliche Behandlung ihrer Darmsymptomatik.